Klavieranschlag üben mit einem E-Piano: So gelingt es!

klavieranschlag auf e-piano

Sicherlich gehört der perfekte, harmonische und musikalisch ansprechende Anschlag beim Klavierspielen mit zu den wichtigsten Elementen, die beim Musizieren den Unterschied zwischen einem durchschnittlichen und besonderes guten Pianisten ausmachen. In den Anschlag kann ein wesentlicher Teil der musikalischen Expression gelegt werden, und über die Noten und die eigentliche Komposition hinaus kann der Musiker durch einen authentischen, persönlichen Anschlag mit einer eigenen Note den Tönen eine besondere Bedeutung geben.

Wenn Fingersatz, Rhythmus und andere technische Details korrekt geübt wurden und das Stück „sitzt“, vielleicht sogar schon auswendig gespielt werden kann, nachdem es „innwendig“ verstanden wurde, dann ist es besonderes wichtig, das über einen guten, ansprechenden Anschlag die Töne zu etwas Besonderem werden.

Klavieranschlag üben auf dem E-Piano: Geht das?

Der Anschlag und damit die eigentliche Qualität der Töne ist selbstverständlich sehr von dem Instrument abhängig, auf dem man spielt. Nicht jedes akustische Instrument ist gleichzeitig auch ein gutes Instrument, und nicht jedes digitale Instrument ist zwangsläufig schlecht. Das wird jede oder jeder bestätigen können, der zuhause auf einem alten, schlecht gestimmten und regulierten Klavier geübt hat, um dann auf einmal im Unterricht oder auch bei einem Auftritt auf einem perfekt justierten Flügel der oberen Preiskategorie zu spielen.

Die Unterschiede können dann extrem sein und regelrecht den Klavierspieler verunsichern. Daher ist es auch immer erforderlich, dass sich jeder Musiker auf „sein“ Instrument einspielen muss, damit er oder sie damit zurecht kommt. Diese Gewöhnung an das individuelle Spielverhalten ist ein essentieller Teil des Musizierens.

Unterschiedliche Merkmale digitaler Instrumente

Es stellt sich in diesem Zusammenhang daher auch die Frage, ob der „korrekte, gute, richtige, perfekte“ Anschlag auch auf einem E-Piano korrekt geübt werden kann. Zunächst einmal gibt es natürlich nicht den „korrekten“ oder „richtigen“ Anschlag, vielmehr ist der Anschlag an sich ja eine eine extrem individuelle Sache. Sicherlich lässt sich ein „guter“ Anschlag auch auf einem „guten“ E-Piano gut üben, und wahrscheinlich auch besser als auf einem defekten, alten Klavier mit schlechter Mechanik. Allerdings muss man immer bedenken, dass den digitalen Instrumenten so etwas wie ein „Seele“ fehlt, dass bedeutet, dass vielleicht der Ton immer eher etwas neutral bis sogar kalt klingen mag.

Doch heutzutage haben viele moderne E-Pianos extrem gute Soundmodule, die (selbstverständlich mit gewissen Einschränkungen) nahezu alle relevanten Nuancen eines Klaviers oder Flügels abbilden können. Diesen Aspekt vereinen sie mit dem Vorteil, dass die E-Pianos niemals verstimmt sind. Oft haben diese Instrumente auch eine dem Klavier nachempfundene Mechanik, so dass bei guten E-Pianos auch der technische Teil des Anschlagübens nicht zu kurz kommt.

Vorteile eines E-Pianos gegenbüber klassischer Klaviere

Was man bedenken muss ist, dass die Lautstärke eines E-Pianos in einem weiten Umfang reguliert werden kann, während beim Klavier oder Flügel nur das linke Pedal zur Verfügung steht. Dieser Aspekt kann regelhaft sogar für ein Fingertraining genutzt werden: man kann die Lautstärke nach unten regulieren und muss dann ein höheres Volumen im Klang durch mehr Fingerarbeit erzeugen. Diese Muskelübungen sind gerade für Anfänger ein wichtiger Aspekt des Klavierspielens und nicht zu verachten.

Ein weiterer Vorteil des E-Pianos ist, das mit Kopfhörer gespielt werden kann. Der oder die Übende hat dann während des Übens regelrecht seine Ruhe, was sehr effektiv sein kann. Bei guten E-Pianos mit einem hervorragenden Soundmodul und einer dem Klavier nachempfundenen Klaviatur kann dann auch der Anschlag gut geübt werden. Selbstverständlich kann man das Spielverhalten eines hochwertigen, gut gestimmten Klaviers oder Flügels nur schätzen lernen, wenn man auch auf diesen Instrumenten spielt und übt.

Außerdem muss man auf jedem Instrument – egal ob digital oder akustisch- länger gespielt und geübt haben, um es richtig kennenzulernen und sein Spielverhalten richtig bewerten und einschätzen zu können.

Klavieranschlag üben auf dem Digitalpiano: Das Fazit

Die Meinungen über E-Pianos sind sicherlich so variabel wie die verschiedenen Arten des Anschlags. Da E-Pianos typische (und prinzipiell keine schlechten) Anfängerinstrumente sind, sollten auf einem E-Piano die wichtigsten Elemente des Anschlags ausreichend geübt werden können – vorausgesetzt, dass es sich um ein einigermaßen gutes Exemplar handelt. Wer dann die Dynamik und Seele eines akustischen Instruments benötigt (Fortgeschrittene Schüler etc.), der oder die kann dann immer noch auf ein hochwertiges Klavier oder Flügel umsteigen.

Auf jeden Fall sollte die Diskussion nicht dazu führen, dass Kinder zum Beispiel nicht Klavierspielen lernen, weil ja „nur“ ein Digitalpiano zur Verfügung steht. Daher sind Aussagen wie die typische „Lieber ein schlechtes Klavier als ein E-Piano“ nicht besonderes seriös und alles andere als zielführend. Ein guter Klavierlehrer sollte erkennen, wie seine Schüler mit einem Instrument zurecht kommen, ob gute Fortschritte gemacht werden und ob sich der Anschlag musikalisch und technisch ansprechend entwickelt.

Wenn dann ein E-Piano zum Üben nicht mehr ausreicht, dann kann immer noch ein Wechsel des Instruments im Sinne eines „Upgrades“ angeregt werden. Irreparable Schäden wird das Trainieren des Anschlags auf einem E-Piano bestimmt nicht anrichten; insbesondere nicht, wenn das restliche Üben korrekt und didaktisch wertvoll von einem Lehrer begleitet wird, der einen Schüler gut motivieren kann und seine Potentiale fördert!

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